Sigrun Bepler (voc.) und Burkhard Mayer (git.) interpretieren Balladen, Blues, Jazz & Latin Standards. Zu ihrem Repertoire gehören Stücke von Duke Ellington, Benny Golson, Harold Arlen, Cole Porter, aber auch modernere Songs von Abbey Lincoln. Die Zusammenarbeit von beiden im Duo bietet genügend Raum für individuelle Interpretationen bekannter und auch weniger bekannter Songs mit viel Intimität und Groove.
Der Gitarrist Burkhard Mayer ist in der Gießener Jazz-Szene mittlerweile ein bekannter Name, auch durch seine Mitarbeit in Bands wie Response, Chinchilla Star, Funk-Fabrik.
Die Sängerin Sigrun Bepler ist bisher eher ein Geheimtipp in der Region. Zunächst hat sie sich mit der Formation "Just Four" eher auf dem Terrain von Pop-Songs und Chansons bewegt. Seit einigen Jahren hat sich ihr Schwerpunkt jedoch zunehmend auf Jazz-Standards verlegt, die sie mit bemerkenswerter Stimme in der Tradition der großen Jazz-Sängerinnen (Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald...) interpretiert.
Konzert der Kulturinitiative "Odculture" im Dorfgemeinschaftshaus Rabenau-Odenhausen, Beginn 19:30
Konzert in der Vitos-Kapelle in Gießen
Konzert im Ulenspiegel in Gießen
Gießener Anzeiger
Gießener Allgemeine
Lich (axc). Dass sich Sänger(innen) auf der Gitarre begleiten, ist zwar im Rock- und Popbereich nichts Ungewöhnliches; im Jazz jedoch ist eher die Kombination Gesang plus Klavier geläufig. Insofern war es schon eine seltene Gelegenheit, etliche Songperlen des »Great American Songbook« einmal im gitarristischen Minimalarrangement präsentiert zu bekommen: von Sigrun Bepler und Burkhard Mayer.
Sigrun Bepler, die man vielleicht aus der Coverband »Just Four« kennt, hat erst vor etwa fünf Jahren ihre Liebe zum Jazzgesang entdeckt und tat sich 2006 mit dem in Gießen wohlbekannten Gitarristen Burkhard Mayer zusammen, um ihre (und wohl auch seine) Favoriten aus der Bibel der amerikanischen Jazzstandards zu zelebrieren. Genau dies taten sie am Samstag im sehr gut besuchten Kulturrestaurant »Savanne« auf eindrucksvolle Weise.
Mit dem vor gut 60 Jahren für Nat »King« Cole geschriebenen »Nature Boy« geht es recht besinnlich los, doch im zweiten Teil des Gitarrensolos legen Bepler und Mayer einen Zahn zu und lassen die Nummer swingen. In »Peel Me A Grape« begleitet Mayer Beplers Scatgesang mit schönem Walking Bass auf seiner siebensaitigen halbakustischen Gitarre (mit zusätzlicher Bass-Saite). Mit »Chega de Saudade« (No More Blues) aus der Feder von A.C. Jobim gibt es einen flotten Ausflug nach Südamerika, bevor mit »When Sunny Gets Blue« die Lieblingsballade der Sängerin erklingt.
Sigrun Bepler ist eine durch und durch beeindruckende Vokalistin, die die tiefsten Bässe ebenso mühelos meistert wie die höchsten Tonlagen, ohne dabei schrill zu klingen. Ein angenehm natürlich wirkendes Vibrato zeichnet sie ebenso aus wie ihr Gespür für die englische Sprache und die pointenreichen Texte der oft aus Musicals oder Filmmusiken stammenden Songs.
Burkhard Mayer verzichtet für dieses intime Projekt auf jeglichen technischen Schnickschnack, der ihm als E-Gitarristen zur Verfügung steht. Von ein bisschen Hall abgesehen, kommt der Klang völlig »clean« aus seinem Verstärker. Mutig hat er sich auch gegen die Verwendung von Loops (während des Konzerts aufgenommene Endlosschleifen, zu deren Begleitung er dann selbst eine weitere Stimme spielen kann) entschieden und ist somit in den Gesangspausen zwischen den einzelnen Strophen ganz allein auf weiter Flur. In Jobims »Aqua de Beber« liefert Sigrun Bepler per Stimme (»da-damm«) das Bassfundament zum Gitarrensolo, und in dem Mose Allison-Klassiker »Your Mind Is On Vacation« liefern sich Stimme und Gitarre sogar ein witziges Duell: Bepler gibt eine Phrase vor, Mayer versucht sie nachzuspielen - bis beide gemeinsam die Ausfahrt zur nächsten Strophe finden. Zwischendurch gibt es mit »Afro Blue« des kubanischen Perkussionisten Ramón Santamaria einen
Klassiker, der zu dem afrikanischen Restaurant passt und zu den wenigen Stücken gehört, bei denen Burkhard Mayer vollflächige Akkorde schlägt - während er ansonsten durchgehend mit den Fingern (ohne Plektrum) zupft.
Das Autorengespann Arlen/Mercer kommt mit dem »Blues In The Night« und »Come Rain Or Come Shine« zum Zuge, Cole Porter mit dem von rasanten Bassläufen unterlegten »Just One Of Those Things« sowie der berühmten Zugabe »Love For Sale«. Dass eines der großformatigen gerahmten Fotos in dem Restaurant ausgerechnet während des Songs »Throw It Away« den Gesetzen der Schwerkraft nachgibt (und zum Glück keine Verletzungen verursacht), sorgt bei Publikum und Musikern für einen befreienden Extralacher.
Der nächste Auftritt dieses bemerkenswerten Duos (bei dem man höchstens das Fehlen eines coolen Projektnamens kritisieren könnte) findet am 13. März im Marburger Kaiser-Wilhelm-Turm (»Spiegelslustturm«) statt.
GIESSEN - (hsc). Einen Abend mit wohltuend weicher Harmonie und sauberer Handwerklichkeit gestalteten Sängerin Sigrun Bepler und Gitarrist Burkhard Mayer am Mittwoch im Ulenspiegel. Das streckenweise kammermusikalische Ereignis fand bei den Zuhörern großen Beifall.
Die erfahrenen Musiker spielen schon längere Zeit gemeinsam, in der „Burkhard-Mayer-Bluesband“ mit Peter Herrmann am Bass und Schlagzeuger Joe Bonica zum Beispiel, seitdem immer mal auch als Duo, was inzwischen ihre Haupterscheinungsform ist. In der lokalen Jazzszene findet gerade eine Rückbesinnung auf die melodischeren und weicheren Linien des Jazz statt, Bepler und Mayer verbinden den authentischen Blues mit Reminiszenzen etwa an Horace Silver. Doch auch Titel von Chick Corea („500 miles high“) oder Nina Simone („Do I move you“) finden sich im Programm.
Das erste Glanzlicht des Abends ist Sonny Burke und Paul Francis Websters „Black coffee“, einst ein Hit für Peggy Lee. Leicht verschleppt, sinnlich und mit sicherem Stilgefühl lehnen sich die beiden geradezu in den Song, man merkt, dass es heute ums Gefühl geht. Sehr abwechslungsreich auch der Klassiker „Afro blue“ zum Abschluss des ersten Sets, den Bepler ganz vital hinlegt. Auffällig, wie stilgerecht und prägnant Mayer das Solo in „Black coffee“ spielt. Auch in den Jazztiteln gelingt ihm eine merkliche Reduktion der Anzahl der gespielten Töne, wenngleich mit Mühe. Wenn nicht, dann stets zulasten des Ausdrucks. Mayers Gitarre, gelegentlich sehr sinnfällig elektronisch gedoppelt, prägt zum einen den Charakter des Songs und stützt zugleich Beplers Gesang. Die singt zwar nicht charismatisch, das ist eine hehre Kategorie, aber stilsicher und emotional stimmig, ohne Manierismen, und setzt vokale Stilmittel nur selten ein.
Aufrichtigkeit und Authentizität prägen ihren Stil, das ist angenehm. Ihre Stimme wird sehr klar und sauber übertragen, sodass die Zuhörer mal in eine Blueswonne verfallen können und dann wieder flottere Jazzvibrationen genießen, etwa den Abschlusstitel „Twisted“. Die heitere Wiedergabe dieses Songs verkörpert gewissermaßen das Motto des Abends: konzentriert, aber nicht verkrampft. Das ist gut.